Die münsterische Altstadt – Gedanken zur Stadtentwicklung

Stadtentwicklung

Städte befinden sich in ständigem Wandel. Städtebaulich profitiert die Stadt Münster von einem historischen Erbe, das in hohem Maße identitätsstiftend wirkt und ihr ein starkes Alleinstellungsmerkmal im Vergleich zu benachbarten Metropolen (z.B. im Ruhrgebiet) verleiht.

Von der atmosphärischen Dichte und der hohen Aufenthaltsqualität der münsterischen Innenstadt  profitieren alle Bürger der Stadt in einem Maße, wie es vielen vermutlich nicht im Ansatz bewusst ist.

Dabei ist die Tatsache, dass insbesondere die Altstadt als ein gestalterisches Gesamtensemble wirkt, das optisch durch die Verwendung städtebaulich und architektonisch ähnlicher Motive zusammengeschlossen wird, von großer Bedeutung. Hier kann durchaus ein Vergleich zu den wunderschönen gewachsenen Städten Italiens, z.B. Florenz oder Siena gezogen werden. Tatsächlich sind hier wie dort die homogenen Dachlandschaften aus Spitzdächern mit roter Tondeckung ein sehr wichtiges  gestalt- und ensemblebildendes Element.

Nach der Zerstörung im 2. Weltkrieg wurde mit dem Entschluss zum Wiederaufbau in Anlehnung an historische Vorbilder eine Grundsatzentscheidung getroffen, die die jahrundertelange Entwicklung der Stadt schlüssig fortschreibt und von der Münster bis heute immens profitiert.

Die nach wie vor gültige und rechtlich bindende Altstadtsatzung, die die Gestaltungssatzung von 1913 weiterschreibt, verfolgt das Ziel, das Prinzip des schlüssigen Fortschreibens der historischen Stadtstruktur mit architektonisch dem Bestand entsprechenden Grundprinzipien auch für die zukünftige Stadtentwicklung sicher zu stellen. Auf den Inhalt dieser Satzung möchte ich in einem anderen Beitrag noch etwas konkreter eingehen.

In jüngerer Vergangenheit verlieren die Prinzipien der Altstadtsatzung für die Stadtentwicklung klar an Bedeutung. Die überwiegende Zahl der Neubauten der letzten 5-10 Jahre stellt das Einzelgebäude über den städtebaulichen Kontext, in den meisten Fällen wird das bereits anhand der Dachform sichtbar. Das nun sehr oft verwendete – konstruktiv und planerisch einfachere – Flachdach erzeugt jedoch keinerlei Resonanz mit den vorhandenen historischen Formen.

Das mag in Anbetracht der starken gewachsenen Stadtstruktur für vereinzelte exponierte Sonderbauten möglicherweise vertretbar sein, in der Breite wird durch diese Entwicklung jedoch mittel-, bis langfristig der Charakter der Stadt Münster als gestalterisches Ensemble nachhaltig geschwächt und beschädigt.

Will Münster seinen Ausnahmestatus in der Region mittelfristig behalten, so sind die Bürger, die Politik und nicht zuletzt die involvierten Architekten – auch in den Verwaltungen – in der Pflicht, sich dies vor Augen zu führen und entsprechend zu handeln.

Dieser Blog möchte unter anderem zur Aufklärung der einzelnen Sachverhalte – auch für interessierte Laien – und zur Bewusstmachung von Problematiken beitragen, mit dem Ziel, einen Beitrag zur Optimierung der Stadtentwicklung innerhalb des besonderen Kontextes der Stadt Münster zu leisten.

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